Eine unendliche Geschichte: Das Gewerbegebiet Hundsdorf
Eine unendliche Geschichte: Das Gewerbegebiet Hundsdorf
Never Ending Story – oder: alles wird gut
von Hans Höfler
Im Februar 2002, also vor 12 Jahren, wurden durch den damaligen Bürgergeister Leonhard Anetseder große Anstrengungen unternommen, unmittelbar nach der Ansiedlung der ZF Friedrichshafen AG in Hundsdorf ein weiteres Gewerbegebiet auszuweisen. Seinerzeitige Vorstellung war es, einen Gewerbepark, u.a. für Zulieferer der ZF und für Neuansiedlungen bereit zu stellen. Es wurden weit fortgeschrittene Gespräche mit interessierten Investoren geführt, das Landratsamt war hierbei eingebunden. Als einer der damaligen Investoren wollte die Fa. Eichberger Busreisen ihre Firmenzentrale im Gewerbegebiet Hundsdorf neu errichten. Die Eichberger Firmenzentrale „Terminal-e“, eine sehr großzügig und modern angelegtes Reisezentrum, hätte also in Hundsdorf stehen können. Es wurde aber in Passau-Kohlbruck gebaut.
Sogar eine Besichtigungsfahrt des damaligen Gemeinderats hatte stattgefunden. Die Gemeinderäte Eduard Moser, seinerzeit Bürgermeisterkandidat der CSU und Hans Koller konnten sich mit diesem Gewerbegebiet zu dieser Zeit nicht anfreunden. Edi Moser hatte Leonhard Anetseder nach dessen Aussagen sogar gedrängt, von diesem Gewerbegebiet die Finger zu lassen, weil er sonst seine Kandidatur als Bürgermeister zurückziehen werde; Hubert Wieninger wäre dann Bürgermeister von Thyrnau geworden, das hätte der CSU nicht gefallen.
Unter dem neugewähltem Bürgermeister Moser waren dann bis 2010 keine sichtbaren Aktivitäten hinsichtlich Realisierung eines neuen Gewerbegebiets zu sehen. Anfang 2010 konnten die Gemeinde Thyrnau sehr kurzfristig ca. 40.000m² Landwirtschaftliche Fläche in Zwölfling erwerben. Im Mai 2010 wurde das Gewerbegebiet in Zwölfling-Süd mit Flächennutzungsplan Deckblatt Nr. 11 ausgelegt; innerhalb einer Woche konnten gegen dieses Gewerbegebiet Zwölfling-Süd 129 Unterschriften eingesammelt werden. Von Mai bis Oktober 2010 mussten mehrere Flächennutzungsplanänderungsanträge von der Gemeindeverwaltung wegen teilweise grober handwerklicher Fehler neu erstellt werden. So wurden Grundstücksflächen eingeplant, obwohl jegliches Einverständnis des Eigentümers fehlte.
Im Juli 2010 wurden erste Vorschläge der Interessengemeinschaft Fattendorf/Zwölfling im Zusammenhang eines Gewerbegebiets in Hundsdorf der Gemeinde Thyrnau unterbreitet. Am 29.09.2010 war das Bayerische Fernsehen zu Gast und berichtete über das Gewerbegebiet Zwölfling-Süd. Damals traten einige Fattendorfer und Zwölflinger Damen sehr engagiert auf (eine Aufzeichnung der Sendung des Bayerischen Rundfunks ist unter www-thyrnau.eu abrufbar).
Von den über 20 Fachstellen wurden fast ausnahmslos negative Stellungnahmen zum Flächennutzungsplan Deckblatt Nr. 11 abgegeben, auch vom Bund-Naturschutz und vom Heimat- und Trachtenverein Kellberg. In der Bürgerversammlung vom 19.10.2011 in Kellberg wurde ein Antrag der Bürger von Fattendorf und Zwölfling „mit der Bitte zur nochmaligen Überprüfung des Flächennutzungsplan Deckblatt Nr. 11“ gestellt.
20.04.2011: Schreiben der Gemeinde Thyrnau an die Interessengemeinschaft Fattendorf/Zwölfling: „Das Verfahren Gewerbegebiet Zwölfling-Süd wird zunächst gestoppt“. Dazu gab es den eindeutigen Hinweis des Bürgermeisters: „Zwölfling-Süd könnte jederzeit weiter verfolgt werden“.
In der vorausgegangenen Gemeinderatssitzung stimmten die Gemeinderäte Beate Asenkerschbaumer, Gudrun Sagberger und Ludwig Damberger gegen das Gewerbegebiet in Fattendorf/Zwölfling; Hubert Wieninger, der nach seinen Aussagen auch dagegen gestimmt hätte, war wegen einer Weiterbildung nicht anwesend).
Im 2. Quartal 2011 vollzog die Gemeinde eine 180-Grad-Kehrtwende und stellte ein mögliches Gewerbegebiet in Hundsdorf sehr wohl als eine durchaus brauchbare Alternative dar, nun als quasi „Eigenentwicklung der Gemeinde Thyrnau“. Es wurde herausgestellt, unter welchem enormen persönlichen Einsatz dies nun im absoluten Kurzfristbereich geschehen sei.
18.07.2011: Bürgerversammlung in Hundsdorf. Hier wurde gemeinsam mit den Hundsdorfer Bürgern beschlossen, das Gewerbegebiet in Hundsdorf soll nur in Verbindung mit der Ortsumfahrung Hundsdorf realisiert werden.
Das Zeitfenster 2012 und 2013 wurde durch hinlänglich bekannte Versäumnisse, Fehleinschätzungen seitens der Gemeindeverwaltung und des Architekturbüros bestimmt (Es sei auf die Gemeinderatssitzung vom 19.02.2014 verwiesen, erster Tagesordnungspunkt; hier speziell die Redebeiträge von Bürgermeister Edi Moser und Sigfried Anetseder von der Firma A & W/ProWin zum Verlauf der bisherigen Planungen und Stände zu diversen Genehmigungen).
Der aktueller Status, Stand: März 2014
Der aktuelle Stad der Dinge zeigt sich 12 Jahre nach Projektstart durch Altbürgermeister Leonhard Anetseder wie folgt:
· Von den in 2010 genannten acht potentiellen Investoren (siehe Flächennutzungspläne mit Deckblatt Nr. 11) ist aktuell nur einer in der Situation, in Hundsdorf zu investieren
· Der erste Spatenstich im Hundsdorfer Gewerbegebiet fand ohne Gemeindevertreter statt.
· Seit 29.01.2014 liegt eine gültige Baufreigabe im Gewerbegebiet vor (ab jetzt könnte regulär ein Bagger die Arbeit verrichten).
· Die Telefonverbindung wird kurzfristig mittels Richtfunk vom Rathaus aus Gemeindehaus zur Fa. A&W realisiert, also ein Provisorium; die Heizung wird mittels Flüssiggas übergangsweise angeschlossen, später dann Rückbau auf Erdgas, wenn frühestens in 2015 vorhanden. Offen ist die Frage, zu welchen Lasten der Rückbau geschieht.
· Die endgültige Erdgasverbindung kann erst nach Bau der Umgehungsstraße Hundsdorf zur Verfügung gestellt werden.
· Die Versorgung mit Löschwasser im Gewerbegebiet wurde mit 192 m³/Stunde realisiert, dies ist für die Brandschutzanforderungen des Neubaus der Fa. A&W zu knapp; diese müsste bei den aktuell geplanten Dimensionen ungefähr das doppelte Volumen leisten können.
· Drei Unternehmen sind mittlerweile abgewandert