Bericht zur Nominierungsversammlung am 10.01.2020
Sagberger will kein König sein
Amtsinhaber will wieder Bürgermeister werden – Plädoyer für Parteifreiheit – Schuldenabbau bleibt die Herausforderung
Von Andreas Windpassinger
Thyrnau. Ehrlich wärt am längsten. „Auch mir sind am Anfang meiner Amtszeit Versprechungen rausgerutscht, was mir nicht mehr passieren wird“, betonte Rathauschef Alexander Sagberger bei der Nominierungsversammlung am Freitagabend im Gasthaus Edlfurtner. Dort ist er von 34 Vereinsmitgliedern der Wähler-Gemeinschaft Thyrnau-Kellberg einstimmig als Bürgermeisterkandidat gekürt worden. Ebenso ist „seine Liste“ aufgestellt worden. Darauf findet sich mit Josef Fisch auf Platz acht auch ein CSU-Mitglied.
Die Gemeinderatskandidaten stellten übereinstimmend fest, dass Sagberger authentisch sei, keine „Freindalwirtschaft“ betreibe und auch keine Ellenbogenmentalität habe, und ebenso mit nicht haltbaren Versprechungen keine Begehrlichkeiten wecken wolle. Mit einem ausführlichen Auszug seiner politischen Projekte wollte Sagberger den Beleg dafür liefern, dass seit Mai 2014 vieles ins Rollen gebracht wurde. Es verletzte ihn, wenn politische Mitspieler postulieren, dass unter seiner Amtszeit nichts passiert sei und die Gemeinde einen Stillstand erfahre.
„Kein König der Gemeinde, der sich gerne im Rampenlicht sonnt, sondern ein verantwortungsvoller Mensch an der Spitze, der seine Kraft und Energie für die Heimat einsetzt“, charakterisierte ihn die Vorsitzende der Wähler-Gemeinschaft Gudrun Sagberger. Die Bedeutung des Namens Alexander sei „Beschützer“, und genau das wolle er in seiner zweiten Amtszeit bleiben. Kindergärten, Generationenpark, Gehwege und Beleuchtungen, Krippenanbau, Baugebiet Urlesdobl, Kläranlage mit Hochwasserförderung, Umstrukturierung und Neuaufstellung der Verwaltung und des Bauhofes, erstmalige Einstellung einer Auszubildenden im Rathaus oder Straßenförderung „Kolle“ – den Untätigkeitsvorwurf widerlegte der Kandidat und verwies auf seine Homepage, die sein Handeln in den letzten sechs Jahren im Detail aufliste.
Infrastruktur, Straßen, Kanäle, Wasserleitungen und die Schule mit Turnhalle seien seine Schwerpunkte gewesen. Am Herzen lag ihm eine Aufklärung über die jüngste Schlüsselzuweisung. Denn man habe ihm vorgeworfen, dass es wegen fehlender Investitionen keine Zuweisung gab. Thyrnau habe vom finanziellen Aufschwung der letzten Jahre profitiert und deshalb habe es auch keine Zuweisung gegeben. „Wenn man nur die Auflistung in der Zeitung sieht, meint man, der Gemeinde geht es schlecht. Das Gegenteil ist der Fall. Wir stehen wirtschaftlich vom Steuergeldfluss her gut da“, so Sagberger. Bei der Zuweisung gehe es ausschließlich um die Steuerkraft. Bedeute, dass sich diese nach Gewerbe- und Grundsteuer richten würden, sowie nach dem Einkommenssteueranteil der Kommune, versetzt um zwei Jahre. Das Mittel der Gemeindefinanzierung mit dem kommunalen Finanzausgleich habe nichts mit Schulden, Finanzierungen oder eben Investitionen zu tun. Fakt sei aber auch, dass nach wie vor die übernommenen Schulden das Bild trüben. „Wir konnten diese zwar schon gut abbauen, aber sie belasten uns sehr und werden die Hauptbremse unserer Arbeit sein.“
Auch auf die vielen Katastrophen ging der Kandidat ein, die bewältigt werden mussten. „Nach dem Donau-Hochwasser 2013 brachten wir ein Jahr später die Flüchtlinge in der Gemeinde unter, der Starkregen ereilte uns 2016, der verheerende Sturm Kolle 2017.“ Herausforderungen, die die Gemeindebürger und Ortsteile aber sicherlich auch zusammengeschweißt hätten.
Bürgermeisterkollege Josef Putz aus Salzweg blickte auf Sagbergers Start zurück. So mancher habe sich die Augen gerieben, „der Sagberger tritt als Bürgermeister in Thyrnau an“. „Der war doch nicht mal im Gemeinderat?“ „Kann der das überhaupt, als Nicht-Studierter?“ Er sein ein Greenhorn, ein Nobody gewesen, erinnerte sich Putz. „Ehrlich, bodenständig, ein Trachtler, einfach verwurzelt mit seiner Heimat“, charakterisierte er Sagberger, „ein Handwerker, der weiß, wie man Sachen angeht und Dinge anpackt.“ Sein Fazit: „So einen Mann braucht die Gemeinde an der Spitze.“
Werner Mayer, der die Aufstellungsversammlung leitete und Vorsitzender der überparteilichen Wählergemeinschaft ÜW im Landkreis ist, kristallisierte die Vorzüge der Parteilosigkeit heraus: „Frei sein im Denken und Handeln. Was man selber hart erarbeitet hat, tut man für die Gemeinschaft und die Gemeinde. Es braucht keinen Vorturner, und es braucht kein Programm, das einem von oben vordiktiert wird. Und es geht auch nicht um Posten-Erhascherei und -Geschacher.“ Sagbergers Engagement könne man mit dem Eiskunstlauf vergleichen, sagte ein Gemeinderatskandidat: Erst kam die Pflicht, jetzt komme die Kür. Und auch die Erntezeit. Die 16 Personen starke Truppe unterstütze ihren Spielmacher und Kapitän.
DIE LISTE
- Alexander Sagberger
- Sebastian Dillinger
- Norbert Andorfer
- Richard Stemplinger
- Georg Böhmisch
- Johanna Harant
- Edin Music
- Josef Fisch
- Martin Konrad Pratter
- Claudia Knon
- Michael Paltinger
- Lukas Ernst
- Simon Kerber
- Lukas Süß
- Ludwig Damberger
- Johann Höfler
Ersatzkandidaten sind Christian Schiermeier und Hubert Wieninger.