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Wahlkampf mit Witz und Waldlerliedern

Der stille Macher will weitermachen: Alexander Sagberger setzt auf Eigeninitiative

Von Andreas Windpassinger

Thyrnau. Es war alles ein bisschen anders. Bei der Wahlveranstaltung der Wählergemeinschaft Thyrnau-Kellberg (WG) im Gasthaus Edlfurtner gab es keine Werbegeschenke und auch keine nicht enden wollende Reden. Kurz und knackig stellten sich die 16 Kandidaten vor, und zwischendurch gab es ein Gedicht von Gudrun Sagberger und Waldlerlieder vom Bayerischen Bauern- und Beamtengesang aus Haag. 

Es sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass der amtierende Bürgermeister Alexander Sagberger bürgernah und bodenständig und seine Gemeinschaft überparteilich ist. Er sei kein Mann der „großen Reden“, sondern vielmehr ein stiller Macher, und er wolle mit Ruhe, Besonnenheit und Sachverstand auch für weitere sechs Jahre an der Spitze seiner Heimatgemeinde stehen.

„Wir sind keine Partei, sondern ein Verein. Und wir vertreten die Auffassung, dass es in der Kommunalpolitik nicht parteipolitisches Kalkül braucht, sondern die besten Ergebnisse zum Wohle der Bürger zu erzielen sind“, betonte der neue Vorsitzende Sebastian Dillinger. Seine Gruppierung habe bewusst auf Werbegeschenke oder Plastikmüll verzichtet. „Wir spenden die Summe, die wir sonst für Giveaways ausgegeben hätten, an eine gemeinnützige Einrichtung in unserer Gemeinde“, ergänzte er.

Mit „A Woidbua bin i“ und weiteren Mundart-Liedern aus dem Bayerischen Wald trugen die Sänger aus Haag zur Auflockerung bei. „Vielleicht können wir mit unseren Liedern noch ein paar Andersgläubige bekehren“, witzelte der Hauzenberger Stadtrat Anton Krinninger, und erklärte die Gesangseinlagen damit, dass Sagberger Trachtler und Volksmusik-Liebhaber sei. Und noch heimeliger ist es geworden, als seine Ehefrau Gudrun ihr selbst geschriebenes Gedicht zur „Wahlzeit“ vortrug: „Wähle Gutes, wähle gern, nimm die WG, dann wird’s scho werden!“ Die 16 Kandidaten und zwei Ersatzleute stellten sich und ihre Ziele vor und klärten darüber auf, warum sie mit voller Kraft den amtierenden Bürgermeister unterstützen wollen. Er sei ein Rathauschef, der zuhöre, und mit einem rede. Er habe sich nicht verändert. „Er ist so, wie er ist.“ Privat und dienstlich sei er der gleiche Mensch. „Einer von uns, und einer für uns“, lobte Kandidat Lukas Süß. Und Gemeinderat Mako Pratter sagte mit roter Nase, dass die Bürger bei „WG“ einfach an „witzige Gesichter“ denken sollen.

Martin Pratter

Und dennoch ist die Wahlveranstaltung zu keiner Witze-Stunde geworden. Die Gemeinderatskandidaten und ihr Frontmann gingen ausführlich darauf ein, was in den letzten sechs Jahren alles geschafft worden sei, und was in Zukunft noch passieren solle. Folgendes war zu hören und auf der Leinwand zu sehen: Der 51-Jährige habe die Ortsteile zusammengeführt, Betroffene vor Entscheidungen richtig und rechtzeitig informiert, Katastrophen wie Starkregen, Sturm Kolle und Flüchtlingskrise gemeistert, die Verwaltung umstrukturiert, Gewerbegebiete geschaffen und es habe in seiner Amtszeit auch kein Bürger- oder Ratsbegehren gegeben. „Die Verringerung der Schulden bleibt weiterhin die wichtigste Aufgabe. Und wir werden kleinere Schritte machen müssen, weil auch die Gewerbesteuereinnahmen zurückgehen werden. Das wird der Hauptbremser unserer Zukunftsarbeit sein“, gab Sagberger zu. So sei etwa der Feuerwehrhaus-Neubau frühestens 2021 möglich, wenn es die finanzielle Lage zulasse und die Grundstücksfrage geklärt sei. Künftige Projekte wolle er mit einer Zielvorgabe versehen, er nannte die Sanierung der Turnhalle mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Millionen Euro. „Wir werden unser Augenmerk auf Zwecking legen, und die Dorferneuerung Donauwetzdorf fortführen, aber in sinnvollen Schritten“, so der zweifache Vater (Maria, 28, und Stefan, 26), der sich selbst charakterisierte: „Ich habe keine Ellenbogenmentalität und ich bin als Neuling in die Politik gestartet, habe mich aber nicht zum klassischen Politiker verbiegen lassen und will kein Dampfplauderer sein.“ Er wolle ausschließlich für die Gemeinde da sein und nicht gegen jemanden kämpfen. Aus der Zuhörerschaft habe Alexander Sagberger dann auch eine Hausaufgabe mitgenommen: die Wanderwege in der Gemeinde seien in einem desolaten Zustand. Man werde das Anliegen auf die „To-Do-Liste“ setzen. Zum Abschluss sang der Bauerngesang „Weil der Woid mei Hoamat is“. 

Zwischenapplaus gab es für Sagbergers bestes Zitat: „Was das ganze Wahlkampf-Getöse angeht, da stehe ich drüber. Nach dem Wahlkampf werden die Leute eh wieder normal.“